Gedichte

Gedichte sind eine Form des Gesprächs, in dem die Autoren etwas über ihr Erleben mitteilen wollen. In der heutigen Welt treffen wir oft auf das Schaffen geschätzter Geister, die Verzweiflung, Relativismus, Unglaube, Materialismus und Postmoderne angesteckt haben. Es mangelt heute an geistlichen Gedichten. Sie mögen vielleicht zu schwach zu sein. In der Welt des Unglaubens versuchen solche Gedichte vom Glauben zu sprechen, in einer Welt ohne Hoffnung – von der Hoffnung, in der Welt ohne Liebe – von der Liebe. Und es gibt einen unbemerkten Leser, den Leser, der Hoffnung sucht, Wahrheit, Authentizität und nicht den Moden nachläuft.

Anbei eine kleine Kostprobe.

Manchmal stehen wir auf

Manchmal stehen wir auf
Stehen wir zur Auferstehung auf
Mitten am Tage
Mit unserem lebendigen Haar
Mit unserer atmenden Haut

Nur das Gewohnte ist um uns.
Keine Fata Morgana von Palmen
Mit weidenden Löwen
Und sanften Wölfen.

Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken
Ihre Leuchtziffern löschen nicht aus.
Und dennoch leicht
Und dennoch unverwundbar
Geordnet in geheimnisvolle Ordnung
Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.

ihr fragt

ihr fragt
wie ist
die auferstehung der toten?
ich weiß es nicht
ihr fragt
wann ist
die auferstehung der toten?
ich weiß es nicht
ihr fragt
gibt’s
eine auferstehung der toten?
ich weiß es nicht
ihr fragt
gibt’s
keine auferstehung der toten?
ich weiß es nicht
ich weiß
nur
wonach ihr nicht fragt:
die auferstehung derer die leben
ich weiß
nur
wozu Er uns ruft:
zur auferstehung hier und jetzt

Es gibt eine Zeit

Es gibt eine Zeit,
Fragen zu stellen
und sich den Fragen zu stellen.

Es gibt eine Zeit,
von den Fragen loszulassen
und sich fraglos Gott anzuvertrauen.

Es gibt eine Zeit
der wortreichen Gespräche
und eine Zeit
der wortlosen Liebe.

EIN GESCHENK DES HIMMELS

Manche Menschen wissen nicht,

wie wichtig es ist,

daß sie einfach da sind.

Manche Menschen wissen nicht,

wie gut es tut,

sie nur zu sehen.

Manche Menschen wissen nicht,

wie tröstlich ihr gütiges Lächeln wirkt.

Manche Menschen wissen nicht,

wie wohltuend ihre Nähe ist.

Manche Menschen wissen nicht,

wieviel ärmer wir ohne sie wären.

Manche Menschen wissen nicht,

daß sie ein Geschenk des Himmels sind.

Sie wüßten es,

würden wir es ihnen sagen!

Du befahlst

Du befahlst, zu warten und auszuharren in der Kraft,
obwohl du beugtest mich mit der Last,
in den Mühsalen und im Kampf der langen Nacht,
bevor die Morgenröte mit dem Feuer
zu schimmern begann.
Ich wartete auf die Morgenröte,
ich hielt nach dem Morgenrot Ausschau,
und nach den rosa Lichtern.
Ich begehrte das Antlitz deiner Sonne,
deine verkündeten Worte.
Du sagtest, dass du kommst
und durch das Wort wirst uns erlösen,
dass du auf die Burg hinunter steigen wirst,
dass du uns, die Versklavten, befreien wirst.
Du wirst das Gespött von uns nehmen.
Es ist schon nahe der Augenblick.
Du gehst, Gott, goldene Sonne.
Du sendest deine Strahlen weit in den Weltraum,
deine ewigen Stimmen.

Dank für das Leben

Danke für alles
was sich als Leben anbot
wovon ich genommen, genossen
oft unbedacht
Danke für jeden Atemzug
für jeden guten Schritt
für Lachen und Weinen
für das Fest und den Tanz
für das Leuchten der Augen
für aufrichtende Worte
Danke
für das Brot und den Wein
für Wasser und saubere Luft
für guten Schlaf und ruhige Nächte
für Blumen und Früchte
für den Schnee und die Kälte
und für die Wärme im Haus
Ich danke Dir
für Freunde und Nachbarn
für Arbeit und Mühe
Für alles
was sich zur Fülle des Lebens
mehrte
Auch für den Schmerz und die
Ängste
Danke, mein Gott
Für alles, was Leben ist
danke ich Dir

Ein Psalm Davids

Herr,
ich bitte um die Erlaubnis,
vor deinem Altar tanzen zu dürfen.
Der Pfarrer steht auf dem Standpunkt,
ein solches Unterfangen sei töricht
und mit der Würde
des Gotteshauses unvereinbar.
Vielleicht ist er unmusikalisch.
Oder schwermütig.
Ich dagegen habe die Absicht,
mich in angemessener Weise
des Lebens zu freuen,
das du mir geschenkt hast.
Sollte es allerdings so sein,
daß alles eine ernste Sache ist,
dann bitte ich um Entschuldigung
und gelobe, in Zukunft
mit Trauermiene herumzulaufen
und deinen Namen nur noch
im Flüsterton auszusprechen.

Lässliche Sünden

Dreimal beim Beten
unandächtig gewesen.
Am Freitag Fleisch gegessen.
Unkeusche Gedanken gehabt.
Den Gottesdienst geschwänzt.
Einmal mit Achtzig durch die Ortschaft.
Den Wirt um zwei Pils betrogen.
Unser Gewissen
reicht für den Hausgebrauch.
Die Kleinigkeiten sind es,
die uns beunruhigen.
Das schlägt auf den Magen.
Das verdirbt den Appetit.
Wir streichen
die Schreckensworte aus dem Duden.
Wir reißen
einige Seiten aus dem Erdkundebuch.
Wir pflanzen
Heckenrosen und Stacheldraht.
Wir lassen Gras darüber wachsen.
Wir stellen die Schelle ab.
Langsam igeln wir uns ein
mit unseren unkeuschen Gedanken,
mit Kabelfernsehen
und zwei Pils im Kühlschrank.
Vater, vergib uns nicht,
denn wir wissen nur zu gut,
was wir tun.

New York – Ninive

Vor NewYork
habe ich keine Angst, Herr.
Aber ich weiß,
du willst mich
nach Ninive schicken,
in das kleine Dorf im Sauerland,
wo sie dich seit Jahrhunderten
treu und brav verehren ..
Ausgerechnet dorthin,
wo die Nachbarn tuscheln,
wenn meine Freundin kommt,
wo sie Türken nicht leiden können
und Homosexuellen
die Fenster einschlagen.
Es ist so aussichtslos.
Nimm das Ticket zurück!
Ich habe einen Fisch verschluckt
und kann ihn nicht verdauen.